1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
154
Nhelnprov inz.
Die vorzüglichsten Gebirge sind auf der rechten Rhein-
seile der Westerwald und das Sieb en geb irge;
und auf der linken Rheinseite, das hohe Veen, eine
Fortsetzung der Ardennen, die Ei ffel und der Hunds-
rück. Der Hauptfluß ist der die Provinz in zwei un-
gleiche Hälften scheidende Rhein, welcher, nachdem er
die Nahe mit sich vereinigt hat, hieher gelangt und
daselbst vorzüglich aufnimmt: die Mosel mit der Saar;
die Sieg, Erft, Ruhr und Lippe. Auch die
Lahn, gleichfalls ein Nebenfluß des Rheins, berührt
ein getrenntes Stück dieser Provinz; und die Roer,
ein Nebenfluß der Maas, durchfließt einigein der Nähe
der Niederländischen Gränze gelegenen Gegenden. Fünf
Regierungsbezirke machen diese Provinz aus, welche 480
Qmeilen mit 2,400,000 Einwohnern, worunter die
Katholiken bei Weitem die Mehrzahl bilden, enthält.
1) der Regierungsbezirk Koblenz, welcher den süd-
östlichen Theil begreift. Koblenz, Hauptstadt der Provinz,
nordwestlich von Mainz, in einer der schönsten Rheingegcnden,
am linken Ufer des Rheins, welcher hier die Mosel aufnimmt, ist
befestigt, treibt Handel und Schifffahrt, und hat mit Ehrenbrcit-
stein 18,000 Einwohner. — Ehrenbreitftein, starke Festung,
Koblenz gegenüber, auf dem rechten Rheinufer, ist auf einem hohen
Felscnberae erbaut, an dessen Fuße die Stadt Thal-Ehren-
b reitstein liegt. — Andernach, gcwcrbsame Stadt, nord-
westlich von Koblenz, am linken Uter des Rheins, treibt Schiff-
fahrt und Handel mit den in der Gegend gewonnenen vorzüglichen
Mühlsteinen. In der Nahe sind die Mineralbrunncn von T ö -
nes stein und Heilbrunn, so wie auch der Laach er See,
der ausgebrannte Krater eines vormaligen feuerspeienden Berges.—•
Neuwied, regelmäßig gebaute Stadt, südöstlich von Andernach
am rechten Ufer des Rheins, mit dem Restdcnzschlosse des Fürsten
von Neuwied, einer Hcrrnbuterkolonie, vielen Fabriken, Handel
und Schifffahrt. In der Nahe ist Monrepos, ein fürstliches
Lustschloß. — Boppard, Stadt, südlich von Koblenz, am linken
Rhcinufcr, mit Schifffahrt. — St. Goar, Stadt südöstlich von
Boppard, in einer der schönsten Rheingegenden, am linken Ufer
des Rheins, in welchem'hier ein Strudel ist, treibt Schifffahrt.
Auf einem hohen Felsen über der Stadt stand sonst die Festung
Rheinfels. — Oberw esel und Bacharach, zwei Städte,
südöstlich von St. Goar, am linken Ufer des Rheins, wo guter
Wein wächst. — Kreuznach, gewerbsame Stadt, südlich von
Bingen, an der Nahe, treibt Handel und hat Salzwcrke. —
Kochem, Stadt, südwestlich von Koblenz, an der Mosel, wo
vortrefflicher Wein wächst. In de» Nähe, südwestlich davon, liegt
Bertrich, ein Dorf mit warmen Mineralquellen. —Maycn,
Stadt, westlich von Koblenz, in dem fruchtbaren Mayenselde, hat
vortreffliche Mühlsteindrüche. — Wetzlar, Stadt, ganz getrennt
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Mitteleuropa. Frankfurt a. M. rc. 117
ches auch nebft Mainz ziemlich lebhaften Handel unter-
hält. Regent ist ein Großherzog.
Darmstadt, Haupt« und Residenzstadt, westlich von Würz-
burg, südlich vom Main und östlich vom Rhein, mit dem Rc-
sidcnzschlcsse, einem prächtigen Opernhause und großem Zeug-
hause, hat sich in neuern Zeiten sehr vergrößert und verschönert
und hat jetzt 22,060 Einwohner. — Worms, alte Stadt, süd-
westlich von Darmstadt, auf der linken Seite des Rheins, unweit
von demselben, mit einer merkwürdigen Domkirche. — Bingen,
Stadt, nordwestlich von Worms und südwestlich von Mainz, am
linken Ufer des Rheins, wo derselbe die Nahe aufnimmt. Im
Rhein ist hier das bekannte Binger - Loch und der Mäuse-
thurm. — Mainz, größte Stadt des Landes und eine der
stärksten Festungen Deutschlands, nordwestlich von Darmstadt,
am linken Ufer des Rheins, mit welchem sich hier der Main
vereinigt, hat eine sehenswürdige Domkirche, treibt Rheinschiff-
fahrt und Handel und hat 30,000 Einwohner. — Offenb ach,
Stadt, nordöstlich von Darmstadt, am linken Ufer des Mains,
hübsch gebaut, hat ein schönes Schloß, des Fürsten von Isen-
burg - Birstein, viele Fabriken, 2 Messen und einen lebhaften
Handel. — Gießen, Stadt, nördlich von Offcnbach, an der
Lahn, einem Nebenflüsse des Rheins, hat eine Universität. —
Alsfeld, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gießen, und am
nördlichen Fuße des Vogelsbergcs.
8. Die freie Stadt Frankfurt am Main.
Diese große und ansehnliche Stadt, welche mit ihrem kleinen
aber fruchtbaren und wohl angebauten Gebiete eine Republik,
deren Bewohner größtentheils Lutheraner sind, bildet, liegt nörd-
lich von Darmstadt, in einer schönen Gegend, zu beiden Seiten
des Mains, über welchen eine lange steinerne Brücke führt, ist
der Sitz der Deutschen Bundesversammlung, enthält viele schöne
Gebäude, treibt einen sehr wichtigen Handel, und hält jährlich
2 berühmte Messen. In der Domkirche wurden sonst die Deut-
schen Kaiser gewählt und gekrönt. Die Stadt allein hat 47,000
und mit ihrem Gebiete 54,000 Einwohner.
9. Die Landgrafschaft Hessen - Homburg.
Ein kleines, 5 Qmeilen großes Land, das nicht
einmal zusammenliegt, sondern aus 2 getrennten Stücken
besteht, wovon das größere auf der linken Seite des
Rheins, südwestlich von Bingen, und das kleinere auf
der rechten Seite des Mains, nordwestlich von Frank-
furt, und in der Nähe des Taunus oder der Ham-
burger Höhe, eines zum Theil hiehec gehörigen Ge
birges, liegt. Es ist im Ganzen fruchtbar und wohl
angebaut, und hat auch ansehnliche Waldungen, Elsen
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
118 Ii. Mitteleuropa. Herzogth. Nassau.
und Steinkohlen. Die Einwohner, deren Zahl
22,000 beträgt, sind größtemheiis evangelische Christen.
Landesherr ist ein Landgraf.
Homburg, mit dcm Beinamen vor der Höhe, kleine
Haupt - und Residenzstadt am Fuße der Homburger Höhe, liegt
etwas nordwestlich von Frankfurt, und hat 3000 Einwohner.
10. Das Herzogthum Nassau.
Es wird größtentheils von Preußischen Provinzen,
und zum kleinern Theile vom Kurhessischen, Großher-
zoglich Hessischen, Homburgischen und Frankfurtischen
Gebiete begränzt, enthält 85 Qmeilen, ist theils der»
gig, theils eben, und überhaupt ein schönes fruchtbares
Land. Den südlichen Theil durchzieht das Gebirge der
Taunus oder die Höhe genannt, welches nördlich
vom Main läuft und sich bis zum Rhein erstreckt, wo
es die schöne, durch ihren Weinbau berühmte. Gegend,
der Rheingau genannt, bildet; den nördlichen Theil
des Landes bedeckt der Westerwald, ein Gebirge, das
auf der Nordsrite der Lahn sich ausbreitet, und nur
zum Theil hieher gehört. Der Hauptstuß,ist der Rhein,
welcher das Land bogenförmig umfließt, und daselbst im
nördlichen Theile des Landes die Lahn aufnimmt. Auch
der ansehnliche Nebenfluß des Rheins, der Main, be-
rührt, ehe er bei Mainz sich mit dem Rheine vereinigt,
eine kleine Strecke des Herzogthuws. Das Land ist
wohl angebaut und reich an herrlichen Produkten, wor-
unter die edelsten Deutschen Weine, vortreffliches Obst
(auch Mandeln und Kastanien), die kräftigsten und be-
rühmtesten Mineralwasser. Desgleichen sind die Wal-
dungen und der Bergbau bedeutend, und letzterer liefert
nicht allein Eisen, sondern auch Blei, Kupfer und Sil-
der, an Salz fehlt es. Fabriken und Handel sind nicht
beträchtlich. Die Eiwohner, deren Zahl 360,000 be-
trägt, sind theils evangelisch, theils katholisch. Regent
ist ein Herzog.
Wiesbaden, Hauptstadt, nordwestlich von Mainz und am
südlichen Fuße des Taunus, ist nicht groß und hat berühmte
warme Bäder und 8000 Einwohner — Biebrich, Flecken, süd-
lich von Wiesbaden, am Rhein, mit dcm herzoglichen Residenz-
schlosse. — Rüdes h ei m, Stadt, am Rhein und Johannis-
berg, Dorf, am Rhein, liegen km Rhcingau und sind wegen
ihres herrlichen Weins berühmt. — Ems, Flecken, nordwestlich
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Ii. Mitteleuropa. Luxemburg, re. 119
ven Wiesbaden, ander Lahn, mit bekannten warmen Bädern.—
Biederselters, Dorf, östlich von Eins und südlich von der
Labn, hat einen der berühmtesten Sauerbrunnen, dessen Wasser
weit und breit verschickt wird.
11. Das Großherzogthum Luxemburg.
Es Ist das westlichste Land Deutschlands, und wird
südlich vom Französischen und östlich vom Preußischen
Gebiete begränzt, und auf den beiden übrigen Seiten
stößt es mit den Niederlanden zusammen. Es enthält
118 Qmeilen, wird von den Ardennen, einem aus
Frankreich hieher kommenden waldigen und steinigen Ge-
birge durchzogen und ist daher gebirgig und waldig, wo
der Boden sich mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau
eignet; doch ist der südlichste Theil fruchtbar und erzeugt
sogar Wein und vieles Obst. Von den vielen Minera»
lien sind das Eisen und die Schiefern am wichtigsten.
Der größte Fluß ist die Mosel, welche eine Strecke
die Gränze macht. Die übrigen Flüsse sind nicht be-
deutend. Die Einwohner, gegen 800,000, theils Deut-
sche, theils Wallonen, bekennen sich zur katholischen Kir-
che, betreiben wenige Fabriken und sind überhaupt noch
sehr in der Kultur zurück. Regent ist der König der
Niederlande, und das Großherzogthum bildet einen Theil
dieses Königreichs, doch soll nach den neuesten Bestim-
mungen, die indeß noch nicht zur Ausführung gekom«
men sind, ein Theil dieses Großherzoglhums zu Bel-
gien kommen.
Luxemburg, Hauptstadt und eine der stärksten Festungen
Deutschlands, nördlich von Metz, zwischen der Mosel und der
Maas, hat 10,000 Einwohner.
12. Das Kurfürstenthum Hessen.
Das weit größere zusammenhängende Stück erstreckt
sich im Norden von der Weser bis zum Main im Sü»
den, und wird vom Preußischen, Hannöverischen, Wei>
marischen, Baierischen, Grvßherzoglich Hessischen, Frank-
furtischen, Naussauischen und Waldeckschen Gebiete be-
gränzt. Der im Ganzen mehr bergige als ebene Bo-
den enthält viele Gebirge, die mit ihren Bergreihen
fast das ganze Land bedecken. Der höchste Berg ist der
Meißner, westlich von der Werra; doch ein noch hö-
1836 -
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78
Westeuropa.
Künsten und Wissenschaften weit gebracht, so wie auch
ihr Hände! ausgebreitet ist.
Frankreich ist ein Königreich, wozu auch noch eine
Italienische Insel (Corsica) und einige Besitzungen in
Afrika, Asien und Amerika gehören, worunter die in
Amerika die meiste Wichtigkeit haben. Der jetzige Kö,-
nig heißt Ludwig Philipp i.
a) im nordwestlichsten Theile: Paris, die Haupt-
stadt und Residenz des Königs, eine der größten und merkwür-
digsten Städte Europas', hu beiden Seiten der Seine, hat mit
den Vorstädten 5 Meilen im Umfange, wichtige Fabriken, eine
Universität, eine der größten Bibliotheken und Kunstsammlungen,
30,000 Häuser und fast 800,000 Einwohner. Das prachtvolle
königliche Schloß heißt die Tuilcrien; andere besonders merk-
würdige Gebäude sind das Louvre, das Palais royal (palä royal)
das große Jnvalidenhaus. —Verfailles (spr. Wcrsalj), Stadt
in der Nähe von Paris und südwestlich von derselben, mit einem
prachtvollen königlichen Schlosse. — Nantes (Nangt), südwest-
lich von Paris, große wichtige Handelsstadt an dem rechten Ufer
der Loire, unweit ihrer Mündung, hat 80,000 Einwohner. —
Brest, nordwestlich von Nantes, feste Seestadt an einer Bai
des Atlantischen Meeres, am westlichsten Ende Frankreichs, ist
ein wichtiger Kriegshafen. — Rouen, große Handelsstadt nord-
westlich von Paris und an der Seine, 88,000 Einwohner. —
Calais, feste Seestadt, an der gleichnamigen Meerenge, über
welche hier die gewöhnliche Ueberfahrt nach England ist, liegt
nordöstlich von Rouen. — Lille, südöstlich von Calais, große
Stadt und wichtige Festung an der Deule (Döl), einem Neben-
flüsse der Schelde, unterhält viele Fabriken und hat 70,000 Einwohner.
b) im nordöstlichen Theile: Rheims, Stadt nord-
östlich von Paris, an der Vesle, im Flußgebiete der Seine, ist
merkwürdig, weil in der dasigen Domkirche sonst die Könige von
Frankreich gesalbt wurden. — Metz, Stadt und starke Festung
im Flußgebiete des Rheins, an der Mosel, liegt östlich von Rheims.
Nancy (spr. Nangßi), eine der schönsten Städte Frankreichs,
südlich von Metz, an der Meurthe, die nördlich davon in die
Mosel fließt, liegt westlich von den Vogesen. — Straßburg,
große Stadt und starke Festung, V2 Stunde vom Rhein, östlich
vom Bogesengebirge, in einer fruchtbaren Ebene, an den Flüssen
Breusch und Iii, hat eine Universität und eine merkwürdige Kir-
che, der Münster genannt, mit dem höchsten Thurme der Erde
und 50,000 Einwohner.
c) im süd östlich kn Theiler Lyon, nächst Paris die
größte Stadt in Frankreich, südwestlich von Straßburg, am Rho-
ne, der hier die Saone (spr. Sohne) aufnimmt, hat sehr wich-
tige Seidenfabriken und 140,000 Einwohner. — Nimes (spr.
Nihm), Stadt, südlich von Lyon und westlich vom Rhone, öst-
lich von den Scvenncn, in der Nähe des Mittelländischen Mee-
res, mit bedeutenden Seidenfabriken und vielen Römischen Al-
terthümern, worunter ein großes wohlerhaltenes Römisches Am-
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155
von dem übrigen Regierungsbezirke, südwestlich von Gießen, an
den rechten Ufer der Lahn, welche hier die Dill empfangt, hat
eine ansehnliche Domkirchc.
2) der Regierungsbezirk Trier, welcher den süd-
westlichen Theil begreift. Trier, Hauptstadt, nordöstlich von
Luxemburg, in einer reizenden Gegend, an der Mosel, ist eine der
ältesten Städte Deutschlands, und hat Weinbau, Handel und
16,000 Einwohner. — Merzig, Stadt, Mich von Trier, an
der Saar, treibt Weinbau" und Schifffahrt. — Saarlouis,
regelmäßig angelegte Stadt und Festung, südöstlich von Merzig,
an der Saar, mit Bergbau in der Nähe. — Saarbrück, ge-
wcrbsame Stadt, südöstlich von Saarlouis, an der Saar, treibt
Handel und Schifffahrt..'—Bern käste l, Stadt, nordöstlich von
Trier, in einer der schönsten Moselgegcnden, am rechten User der
Mosel, hat Weinbau.
3) der Regierungsbezirk Aachen, welcher den nord-
westlichen Theil begreift. Aachen, Hauptstadt, nordöstlich von
Lüttich, hat eine sehcnswerthe Domkirche, berühmte warme Minc-
ralbäder, Handel, viele Fabriken, besonders Tuch - und Nadelfa-
briken und 38,000 Einwohner. Burtscheid, Stadt, ganz
in der Nähe von Aachen, mit Fabriken und besuchten warmen
Mineralbädcrn. — Stolberg, gcwcrbsame Stadt, östlich von
Aachen, wo vorzüglich die Messingfabrikalion blühet. — Jülich,
Stadt und Festung, nordöstlich von Aachen, an der Roer. —
Düren, wohlgebaute und gewerbsame Stadt, südöstlich von Jü-
lich, an der Roer. — Glupen, Fabrikstadt, südwestlich von Aa-
chen, mit wichtigen Tuchfabriken und fast 11,000 Einwohnern.—
Montjore, Fabrikstadt, südöstlich von Eupen, in einer rauhen
Gegend des Veen, mit wichtigen Tuchfabriken. — Malmedy,
gewerbsame Stadt, südwestlich von Montjoie, mit den wichtigsten
und besten Lederfabriken des Staates, hat eine Mineralquelle.
4) der Regierungsbezirk Cöln, welcher mit dem
Regierungsbezirke Düsseldorf den nordöstlichen Theil der Provinz
begreift. Cöln, Hauptstadt und eine der größten Städte des
Preußischen Staates, nordöstlich von Aachen, am linken Ufer des
Rheins, pber welchen hier eine Schiffbrücke nach der gegen über
gelegenen Stadt Demtz geht, ist befestigt und altmodisch gebaut,
erstreckt sich eine Stunde in die Länge, und hat viele sehenswür-
dige Kirchen, worunter die Domkirche eins der größten und erha-
bensten Werke der Deutschen Baukunst ist, eine Menge von Fa-
briken und 6ä,Ooo Einwohner, welche einen sehr bedeutenden
Handel treiben. — Bonn, hübsch gebaute Stadt, südöstlich von
Cöln, am linken Ufer des Rheins, hat eine berühmte Universi-
tät und 12,000 Einwohner. — Mühlheim am Rhein, gc-
wcrbsame Stadt, nahe bei Cöln, nordöstlich von dieser Stadt,
am rechten Uferves Rheins, treibt Handel und Schifffahrt. —
Sieg bü rg, Stadt, nordöstlich von Bonn, an der schiffbaren
Sieg, einem Nebenflüsse des Rheins. — Königs winter,
Stadt, südlich von Siegburg, am rechten Ufer des Rheins und
am Fuße des Siebengebirges, hat Weinbau und Schifffahrt.
7. Bd. 1
- S. 266
1835 -
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- Inhalt: Zeit: Geographie
266
Niederlande.
del), und die tot. Goarer Bank oberhalb St. Goar (gleich-
falls ein Strudel) der Schifffahrt einige Schwierigkeiten. Von
Straßburg bis Mainz gehen Schiffe von 2000 bis 2500, von
von Mainz bis Eöln von 2500 bis 4000 und von Eöln bis Hol-
land von 6000 bis 9000 Etr. Ladung. Auch fahren jetzt Dampf-
schiffe auf diesem Strom, der auch dadurch merkwürdig ist, daß
er in seinem Sande Goldkorner mit sich führt, welche an ver-
schiedenen Orten daraus gewaschen werden. So wurden z. B. im
Badischen 4825 für 8671 und das vorhergehende Jahr für 16,890
Fl. Gold aus dem Rhein gewonnen. Kein Deutscher Strom wird
von Reifenden so stark besucht als der Rhein. Seine Gegenden
haben aber einen sehr verschiedenen Charakter. In der Schweiz
sind sie gebirgig, von Bafel bis Mainz bilden sie eine Ebene oder
vielmehr ein weites Thal, das auf der rechten Seite von dem
Schwarzwald und Odenwald und auf der linken Seite von den
Vogesen gebildet wird; dann rücken die Gebirge nahe an den
Strom, anfangs nur auf der rechten Seite, von Bingen aber auf
beiden Seiten, und von da bis Königswinter oberhalb Bonn be-
finden sich die reizendsten romantischen Rheingegenden, deren Schön-
heit noch durch die Menge alter Schlösser und Burgen auf den
nahen Bergen und Felfenfpitzen erhöhet wird. Aber nun verschwin-
den die den Rhein begleitenden Gebirge und mit ihnen die Reize
der Rheingegenden, indem der Rhein durch eine Flache fließet, die
immer einförmiger wird, je mehr sich der Strom den Niederlän-
dischen Gränzen nähert; und in den Niederlanden ist dies noch
mehr dev Fall. Von Straßburg bis Mainz heißt der Rhein
Oberrhein, von da bis Cöln Mitte lrh ein und dann bis
zum Ausflusse Niederrhein. Die merkwürdigsten und bedeu-
tendsten am Rhein gelegenen Städte bis zu feiner Theilung sind:
Konstanz, Schaffhausen, Basel, Straßburg, welches jedoch la
Stunde vom Rhein entfernt liegt, Speyer, Mannheim, Worms,
Mainz, Bingen, Koblenz, Neuwied, Bonn, Eöln, Düsseldorf,
Wesel und Emmerich.
Nord Holland! sch er Kanal. Dieser 1819 angefangene
und 1825 vollendete Kanal ist eins der größten Wasserbauwerke
der neuesten Zeit und der breiteste Kanal in Europa. Er hat
den Zweck, Amsterdam in direkte Verbindung mit der See (der
Nordsee) zu bringen. Alle Schiffe, die aus dem Meere nach Am-
sterdam gelangen wollen, mußten bisher dltrch die zwischen der
kleinen Insel Tepel und dem Helde (der nördlichsten Spitze von
der Provinz Noxdholland) befindliche Meerenge das Marsdiep
genannt, in den Zuvdersee und aus dieser nach dem V, einem
Meeresarme, an welchem Amsterdam liegt, und der durch den
Pampus (eine Untiefe der Zuydersee) mit derselben in Verbin-
dung steht, fahren. Wegen der Untiefe, wo das Wasser nur 10 F.
Tiefe hat, mußten daher alle einigermaßen schwer beladene Schiffe
8. Bd. 1
- S. 320
1835 -
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320
S ch weiz.
fühl von Anbetung steigert. Schon ‘/2 Stunde vor dem Falle, vor
der Rheinbrücke bei Schaffhausen, wird das Bette des Rheins so
abschüssig und der Fluß selbst so reißend, daß alle Schiffe ausgela-
den werden müssen. Nahe vor dem Sturze werden aber seine Ge- -
Wasser durch unzählige, theils verborgene, theils hervorragende
Klippen in fürchterliche Strudel und schaumende Wellen gespalten,
bis er endlich eine Höhe von 75 bis 80 F., an einer steilen Fel-
senwand hinunterstürzt. Mitten im Fall stehen vier Felsen, welche
den Sturz in 5 Falle theilen. Etwa 200 Fuß vom User entfernt,
erhebt sich der erste Fels in sonderbarer Gestalt. Zwischen diesem
und dem User, wo hier das Schloß Laufen steht, bildet der Rhein
seinen Hauptsturz, dessen Höhe auf der Schloßseite am bedeutend-
sten ist und nach der Flußseite zu abnimmt. Bei hohem Wasser-
stande betragt sie an 75, bei niederm Wasser 50 bis 60 Fuß.
Ohngefahr 50 Fuß von diesem ersten Felsen ragt der zweite em-
por, welcher kegelförmig und der.höchste ist, und in gleicher Ent-
fernung von diesem ein dritter niedriger und breiter Fels. Steigt
man von dem Schlosse Laufen nach einem in dem Wasserfall hin-
eingebauten Gerüste, einer hölzernen Gallerie, wo man mitten un-
ter den brausend,n Wogen steht, und von den beständig fallenden
Staubregen benetz, wird, so hat man hier den besten Standpunkt
zum ersten und m jestatischsten Anblick des Katarakts, bis dahin,
wo der vierte Fels ihn noch einmal theilt. Will man aber von
der linken Uferseite den gesummten Fall betrachten, so muß man
von dem Gerüste aufwärts nach dem Schlosse Laufen steigen; auf
halbem Wege steht hier ein Lusthaus, aus dem man gerade auf
dem Stroin hinabsieht. Auf der rechten Uferfeite kann man den
Rheinfall vom Schlößchen im Wörth überblicken. Dort zeigt sich
zwar auch der Rheinfall in seiner ganzen Breite; allein er ist in
dieser Entfernung gesehen, weder durch seine Höhe, noch durch sein
mächtiges Donnern und Stürzen, noch durch feine vielfachen Schön-
heiten so ergreifend; doch ist nicht uninteressant, den Fall hier in
der in einem Zimmer auf dem Schloßthurm angebrachten Camera
obfcura zu betrachten. Noch ein anderer durch Mannigfaltigkeit
der Ansichten ausgezeichneter Standpunkt, um den Rheinfall von
dieser Seite zu beschauen, ist unterhalb bei den Mühlen von
Neuhaufen. Bei diesem Torfe werden die Schiffe wieder beladen;
die bei Schaffhausen ausgeladen werden müssen; auch ist hier ein
bedeutender Lachssang, da diese Fische nicht weiter den Fluß hin-
auf gehen können.
Pfeffers ist nicht allein feiner heilsamen Quelle, sondern
auch seiner Lage wegen sehr merkwürdig. Mitten in einem engen
Felfenfchlunde der Tamina eingeengt, wohin selbst im höchsten
Sommer die Strahlen der Sonne nur 4 Stunden lang gelangen,
liegen 2128 Fuß über der Meeresflache die 4 Gebäude des Bades,
durch bedeckte Gange in einer Lange von 408 Fuß mit einander
9. Bd. 1
- S. 769
1835 -
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760
Großherzogthum Hessen.
Dorfe Beedenkirchen ist das sogenannte Schiff, ein Stein von
48 F. Lange, wegen seiner Aehnlichkeit mit einem Schiffe so ge-
nannt. Uebrigens ist der Odenwald nicht reich an mineralischen
Schätzen; sie beschränken sich fast bloß auf Eisen, das in 3
Schmelzwerken und in 10 Hammerwerken verarbeitet wird, auf
Kalkstein und Sandsteine, die gute Quadern geben.
An der Westseite des Odenwaldes zieht sich die B erl st ra-
ff e hin, worunter man nicht allein die längs des Fußes des ge-
gen die Rheinebene abfallenden Odenwaldgebirges hinlaufende, zum
Theil mit Wallnußbäumen bepflanzte, schöne Kunststraße sondern
auch die ganze Gegend, welche sie durchzieht, versteht. Diese
Bergstraße, die südlich von Darmstadt bei Messungen anfängt und
bis Heidelberg, ohngefähr in einer Länge von 7 Meilen sich er-
streckt, gehört theils zum Großherzogthum Hessen, theils zu Baden,
berührt die Städte Zwingenberg, Bensheim, Heppenheim und
Weinheim und mehrere schöne Dörfer und gehört zu den schönsten
Gegenden Deutschlands. Westlich wird die Bergstraße von der schönen,
mit Dörfern besäeten Rheinebene und östlich von der terrassenförmig
sich erhebenden ersten Bergkette des Odenwaldes begleitet, an deren
Abhange und Fuße Reben mit Obstbäumen aller Art, selbst Pfirsich»,
Mandel- und Kastanieenbäumen wechseln und deren Gipfel dichte
Laubwaldungen tragen, aus welchen sich die zum Theil noch wohl er-
haltenen Ruinen vieler alten Ritterburgen erheben, und von denen
man auf der einen Seite die herrlichsten Aussichten auf die freundli-
che Ebene, durch welche der Rhein malerisch sich windet, und auf
der andern auf das Labyrinth der Berge und Thäler des Odenwal-
des hat. Unter den die Bergstraße begleitenden Bergen des Odenwaldes
erhebt sich am meisten der 1690 F. hohe Malchen oder Me-
libocus, östlich von Zwingenberg, wo das Gebirge am weitesten in
die Ebene gegen W. hereintritt. Dieser Berg, der mit dem 80 F.
hohen weißen Thurme auf seinem Gipfel schon aus weiter Ferne dem
Auge sich zeigt, beherrscht eine weite Strecke der Rheinebene und ge-
währt eine der schönsten Aussichten, weshalb er auch von vielen
Reisenden bestiegen wird. Die herrliche Rheinebene mit ihrer reichen
Natur, durch welche sich der Rhein windet und den Main aufnimmt
eine Menge von Städten, worunter Frankfurt, Mainz, Oppenheim,
Worms, Frankenthal, Mannheim, Speyer rc. und zahllose Dörfer
entfalten sich dem entzückten Auge. Gegen N., W. und S. W. schlie-
ßen der Taunus, der Donnersberg, die Haardt und die Vogesen die Aus-
sicht, gegen O. blickt das Auge auf das bunte Gewühl der waldigen
Hügel und Berge des Odenwaldeß, wo der hier und da aufsteigende
Rauch die in den Windungen der Thäler versteckten Ortschaften ver-
räth. In weiterer Ferne zeigen sich die düstern Wälder des Spessart.
Darmstadt, die Haupt - und Residenzstadt, doch nicht die
größte Stadt des Landes, liegt in einer sandigen Ebene, und hat
sich seit der Vergrößerung des Landes außerordentlich vergrößert.
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10. Bd. 1
- S. 771
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Großherzogthum Hessen.
771
voll, doch ohne Ucberladung verziert. Drei Reihen Logen und ei-
ne Gallerie stehen über einander. Die unterste Neihe wird von
marmornen Säulen getragen. Das Parterre hat in seiner größ-
ten Breite 89, in der größten Tiefe 60 und in der größten Höhe
52 F. — Ein merkwürdiges Gebäude ist auch das Erercir-
haus, das jetzt theils zur Reitschule, theils zum militärischen
Zeughause dienet, 319 F. lang, 151 breit und 89 F. hoch. Das
Innere bildet einen einzigen Saal, dessen Decke von keiner Säule
getragen wird. Das Hängewerk, wodurch der Dachstuhl getragen wird,
ist allgemein als ein wahres Meisterwerk geschätzt. — Zu den schönsten
Gebäuden Darmstadts gehört auch die 1827 eröffnete neue katho-
lische Kirche, die durch ihre hohe Lage auf dem Riedeselsberge em-
porragt und von allen Seiten gesehen werden kann. Eine schöne
Rotunde mit 28 Korinthischen Säulen von 45 F. Höhe bildend,
macht dieser großartige Bau durch seine edle Einfachheit und die
Uebereinstimmung seiner Verhältnisse einen überraschenden Ein-
druck auf den Beschauer. Der Durchmesser des Gebäudes beträgt
162 und der Durchmesser der über den Säulen und über der
ringsumher führenden Gallerie sich wölbenden herrlichen Kuppel
beträgt 115 F. und eben so viel die Höhe vom Fußboden bis an
das 'einzige kolossale Fenster in der Mitte der Kuppel, durch wel-
ches das Licht hineinfallt. Der einzige Mißstand bei dieser schö-
nen Kirche scheint zu sein, daß sie für das Bedürfniß der nur 2000
Seelen zählenden katholischen Gemeinde zu groß ist. Unter den
Darmstadt umgebenden Gärten nennen wir nur den Schloßgarten,
auch das Dosguet oder der Herrngarten genannt, in Englffclg'm
Geschmacke angelegtund reich an unmuthigen Partien. In der Nähe
von Darmstadt ist die R o s e n h ö h e, ein kleines großherzogl. Lustschloß
mit einem in Englischem Geschmack angelegten Garten, der herrliche
Partien, mehrere schöne Gartenhäuser und eine Kapelle enthalt.
Die größte Stadt des Großherzogthums ist Mainz, zugleich
eine der stärksten Festungen die eü giebt und eine wahre Vormau-
er Deutschlands gegen Frankreich, erfordert aber wegen des au-
ßerordentlichen Umfanges der Festungswerke zur Vertheidigung bei-
nahe eine Armee. Tie Werke finden wenige ihres Gleichen und
werden, was Kunst anbelangt, vicllei bt von keinen übertreffen.
Das Hauptwerk wird von der hoch gelegenen Citadelle gebildet,
und das Hauptaußenwerk von Mainz ist der Haupt stein auf
dem Hardenberge, ein allen übrigen Werken weit vorspringendes
Festungswerk. Auch die Mainz gegenüber, am linken Rheinufer
gelegene Stadt und Festung Kastel, dient mit zur Vertheidigung
von Mainz und ist gleichsam der Brückenkopf desselben; indem
von grastet übech den mächtigen Rheinstrom eine auf 49 Pontons
ruhende, 1566 Rheinische Fuß lauge Schiffbrücke nach dem am
liureu Rheinuser gelegenen Mainz führt und diese beiden Städte
und Festungen mit einander verbindet. Mainz, in einet der
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